Gedanken zum Top-48-Modus Nachwuchs
Im nachfolgenden Artikel soll der Modus, der vielen noch
immer unverständlich wird, anhand einer Grafik aber
hoffentlich anschaulicher sein sollte, vorgestellt werden.
Um es vorweg zu nehmen, das Top-48-System hat durchaus
einige Vorteile, eine aussagekräftige Ranglistenposition
gerade im mittleren Bereich bietet es aber nicht. Wer sich
dafür interessiert, kann diesen Artikel gerne in unserem
Forum weiter ausführen.
Das Top-48-Turnier wird auf nationaler Ebene in den
Altersbereichen Schüler A (bis 14 Jahre), Jugend (bis 18
Jahre) und Aktive durchgeführt.
Es dient zur Ermittlung einer bundesweiten Rangliste und in
der Regel qualifizieren sich die besten 12 bis 16
SpielerInnen für die nächste Qualifikationsebene bis hin zur
Endrangliste, den nationalen Top 12.
Es wird in 8 Sechsergruppen gespielt. Die jeweils Erst- bis
Drittplatzierten spielen die Plätze 1-24, die Viert- bis
Sechstplatzierten die Plätze 25-48 aus.
Bevor auf die Vor- und Nachteile eines solchen Systems näher
eingegangen wird, noch einige Vergleiche mit dem
Vorgängersystem.
Dieses System wird heute noch verwendet, um die
Südwestrangliste der Schüler B auszuspielen. Ob es außer im
Südwesten auch in den anderen drei Regionalverbänden so
verwendet wird oder ob die ein anderes Ermittlungsverfahren
verwenden, wurde nicht genauer untersucht, die Vorteile
dieses Systems liegen jedoch offen zutage.
Jeder Verband, auch die Kleineren, hatte mehrere Plätze dort
zur Verfügung, was die zum Teil sehr scharf geführten
Auseinandersetzungen innerhalb der Verbände doch deutlich
reduzierte, da dort sehr viel eher die Möglichkeit bestand,
talentierte Nachwuchsspieler mitzunehmen, auch wenn es
vielleicht noch einen älteren, leicht stärkeren Spieler gab,
die stärksten Spieler der Verbände konnten gewiss sein,
mitgenommen zu werden. Bei nur mehr einem garantierten
Startplatz pro Verband beim Top 48 ist das, wie sich in
verschiedenen Verbänden gezeigt hat, nicht unbedingt der
Fall.
Die ersten Vier einer jeden Vorrundengruppe kamen in die
Endrunde, wo jeder gegen jeden spielte, die Ergebnisse aus
der Vorrunde jedoch mitgenommen wurden. Darin liegt einer
der entscheidenden Unterschiede zu den Top 48. Ein
Gruppenerster in der in den Platzierungsspielen jedes Einzel
verliert, wird schlechtestenfalls Sechzehnter ein
Gruppendritter, der alles gewinnt bestenfalls Neunter. Bis
dahin nicht unbedingt eine Verschlechterung zum alten
System, denn da die Spiele ja mitgenommen wurden, hatte der
Gruppenerste natürlich ebenfalls einen Vorteil zum
Gruppenvierten, da er in der Regel mehr Spiele als dieser
gewonnen hatte.
Die Veränderung liegt in der zugrunde gelegten Wertigkeit.
Während bei der Südwestrangliste die tatsächlichen
Ergebnisse ausschlaggebend waren, sind es jetzt die
Platzierungen. Wenn sie eindeutig sind, der Gruppenerste
alles gewonnen, der Zweite eine Niederlage und der Dritte
nur diesen beiden unterlegen war, dann ist das durchaus in
Ordnung. Aber wenn, was in der Regel während jeder
Top-48-Veranstaltung zumindest einmal vorkommt, der
Gruppenerste nur durch das bessere Satzverhältnis vom
Dritten getrennt ist, dann schafft dies völlig andere
Verhältnisse. Früher konnte so ein Dritter die Rangliste
noch gewinnen, inzwischen ist das nicht mehr möglich.
Siehe nachfolgende Grafik, bei doppelklicken darauf, sollte
sie größer dargestellt werden.
Der Gedanke an den Hochleistungssport lag wohl der Top 48
zugrunde. Die Besten werden sich in nahezu jedem System in
der Regel durchsetzen und da bietet die Top 48 ein relativ
schnelles, übersichtliches System, das durch die darauf
folgenden, beiden Ranglistendurchgänge noch aussagekräftiger
über Leistungsstand und Entwicklung der besten Spieler wird.
Von daher hat der Modus durchaus seine Vorteile.
Seine Schwächen liegen in der Aussagekraft des Mittelfeldes
dieser Rangliste. Ein Sieg an der richtigen Stelle kann
unter Umständen 10 Plätze Unterschied ausmachen. Es gibt
dann immer wieder große Platzierungsunterschiede zwischen
den Bestplatzierten der Top 48 und den nachfolgenden Top 16,
die nicht auf durch Freistellungen dann erst eingreifenden,
stärkerer Spieler zurück zu führen sind. Wenn das
berücksichtigt wird, der Zwanzigste beispielsweise nicht
unbedingt deutlich stärker sein muss, als der beispielsweise
Dreißigste, eine gewisse Unschärferelation der Top 48
sozusagen, wird das der Aussagekraft einer solchen Rangliste
jedenfalls gerechter, als es die reine Würdigung der
Platzierung täte.
Die Top 48 wird ihrer eigentlichen Aufgabe, die stärkeren
von den schwächeren Spielern zu trennen durchaus gerecht,
mehr aber nicht. Beim Modus mit den Regionalverbänden war
es wesentlich einfacher talentierte, aber deutlich jüngere
Spieler mitzunehmen. Dazu waren die
Nominierungsdiskussionen, die es immer geben wird, deutlich
entschärft, da es bei den Diskussion zumeist um Spieler der
zweiten Reihe ging, wobei die besten Akteure in der Regel
immer mitgenommen wurden. Dies wirkt sich bei größeren
Verbänden weniger stark aus, als bei kleinen, die nur über
den Mindeststartplatz verfügen, aber es gibt auch dort
sicherlich genügend Spieler, die zumindest einen guten
Mittelfeldplatz hätten erreichen können, aber gar nicht erst
für die Top 48 gemeldet wurden.
Wer die absolute Förderung des Hochleistungssportes will,
kann getrost am Top-48-Modus festhalten. Für eine breitere
Talentsicherung, -sichtung und –förderung war das System,
wie es im Südwesten mit den Regionalranglisten bestand
jedenfalls geeigneter. Was die bessere Entscheidung für die
Entwicklung des Tischtennissportes ist, darüber werden sich
die Geister scheiden, aber das ist auch nicht die Aufgabe
dieser Darlegung.
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