Warum das Frischkleben erst nach der anstehenden Saison verboten werden kann
Wilde Spekulationen und große Unsicherheit allerorten sind
die Folgen des schwammigen ITTF-Beschlusses.
Halten wir fest: Frischkleben kann gesundheitsschädlich sein
und dies ist bereits seit längerem ins Bewusstsein der
meisten Tischtennis gerückt.
Da aber das wirkliche krankmachende Potential des
Frischklebens noch immer umstritten ist - wir befinden uns
da etwa im Prozess des Streites um das Auswirken des
Rauchens in Anfang der Siebziger - gibt es kein absolutes
Verbot.
Es ist zwar ab sofort verboten, kontrolliert werden soll es
aber im Erwachsenenbereich erst ab der übernächsten Runde,
was de facto einer Duldung gleich kommt.
Begrüssenswert ist auf alle Fälle, dass im Nachwuchsbereich
schon für die kommende Runde Kontrollen durchgeführt werden
und dies hoffentlich in großer Zahl. Für die Jugendlichen
bedeutet dies zwar für ein Jahr einen Wettbewerbsnachteil im
Erwachsenenbereich, da diese wohl noch ein Jahr kleben
können, aber dafür haben sie auch ein Jahr länger Zeit für
die Umstellung, die dann wohl erfolgen wird, es sei denn,
die wasserlöslichen Kleber können bis dato entscheidend
verbessert werden.
Warum wird das Klebeverbot im Erwachsenenbereich wohl nicht
kommen? Weil es schlicht im Hochleistungssport nicht
durchführbar ist.
Wenn die anderen Nationen im Hinblick auf Olympia in Peking
das Frischkleben beibehalten und die Deutschen und einige
andere nicht, die internationalen Ergebnisse wären
katastrophal. Auch die Ergebnisse in der Bundesliga wären
alles andere als schön, denn alle an Olympia teilnehmenden
Kandidaten wären gezwungen, im Training frisch zu kleben und
in den Bundesligaspielen darauf zu verzichten, wobei so
eine Umstellung sehr deutlich die Spielstärke herab setzt.
Internationale Turniere wie die German Open würden keine
Spitzenleute anziehen, denn natürlich müsste auch dort das
Frischklebeverbot umgesetzt werden.
Wie will man aber das Frischklebeverbot in den unteren
Klassen, also unterhalb der Zweiten Ligen durchsetzen, das
Argument ist ja der Gesundheitsschutz, wenn man es für
Profis erlaubt?
Wir schützen unsere Amateure, wohlwissentlich dass von ihnen
nur ein Bruchteil frisch klebt, aber unsere Vorzeigeathleten
, die alle kleben, dürfen es noch ein Jahr länger tun - dies
wird nur dann durchsetzbar sein, wenn sich alle mit einer
gewissen Heuchelei abgefunden haben und gegen das dann
folgende Kopfschütteln aller Außenstehenden wird nicht zu
argumentieren sein.
Immerhin, sollte lückenlos nachbewiesen werden, dass durch
das Frischkleben Dritte zu Schaden kommen, kann der
Verursacher wohl auch nach deutschem Recht haftbar gemacht
werden, was vielleicht den einen oder die andere zusätzlich
abschreckt, aber vor dem Dilemma, das Frischkleben zu
verbieten und das schlechteste internationale Abschneiden
seit Jahren hin zu nehmen oder eine latente Gefährdung
seiner Mitglieder in Kauf zu nehmen, werden die
Verantwortlichen des DTTBs kaum das Verbot auf allen Ebenen
durchzusetzen wünschen, falls nicht nachgewiesen wird, dass
das Frischkleben über das jetzt bekannte Maß
gesundheitsgefährdend ist.
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