Waldners Weg zu Plüdershausen
Die News beruht zu großen Teilen auf den Bericht von Gerald
Kleffmann, der in der Wochenendausgabe (23./24. August
2003, Seite 36) der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.
Weitere Informationen sind durch entsprechende Kontakte
dazu gekommen. Von Herrn Kleffmann sind schon einige
Tischtennisartikel in der Süddeutschen erschienen und auch
diesmal erläutert dieser empfehlenswerte Bericht es
sicherlich anschaulicher als wir es im Nachfolgenden tun
werden, wie der kleine Club zu einem Weltstar wie Walder
gekommen ist.
Immer wieder in den letzten Jahren tauchte das Gerücht auf,
dass Jan-Ove Waldner wieder in der Tischtennisbundesliga
spielen würde. Da sein Ausrüster seit vielen Jahren Donic
ist, war Ochsenhausen als bester deutscher Verein, der
ebenfalls von dieser Firma unterstützt wird, stets die
naheliegenste Adresse.
Jan-Ove Waldner will sich noch einmal gezielt auf die
Olympischen Spiele 2004 in Athen und die WM 2005 in
Shanghai, die seine letzten sein sollen, vorbereiten. Warum
er dies nicht in der schwedischen Liga tun will oder im
japanischen Super-Ciruit ist uns leider nicht bekannt, aber
als wahrscheinlichste Gründe sind die höhere Spielstärke
der Bundesliga gegenüber der schwedischen und das
Beibehalten seiner Wohnortes Stockholm (gegenüber des
finanzstärkeren Super-Circuit) anzusehen.
Als er sich also nach seinem Fußbruch entschloss noch
einmal in die Bundesliga zu wechseln, wandte er sich an
Frank Schreiner, der für ihn vermitteln sollte.
Ochsenhausen, deren Mannschaft auch ohne Waldner
Meisterschaftsfavorit sein dürfte, sagte ab, wahrscheinlich
weil ihre Mannschaft schon stand und ein Mann wie Waldner
auch nicht so nebenher bezahlt werden kann.
Also wandte sich Frank Schreiner an den zweiten und
einzigen weiteren Donic-Verein in der Bundesliga, eben
Plüdershausen. Jetzt muß man wissen, dass Plüdershausen
etwa mittig zwischen Stuttgart und Schwäbisch Gmünd
gelegen, ein Ort mit 9500 Einwohnern, also vergleichbar mit
Roden ist. Wie die Süddeutsche so treffend schrieb, wäre
das im Fußball vergleichbar, als würde Zinedine Zidane für
den SC Freiburg spielen.
Im Mai muß Frank Schreiner dann mit den Worten: "Ich habe
da einen interessanten Spieler." nachgefragt haben, wobei
er Waldner meinte. Damit dürfte er in der Weltrangliste für
die Untertreibung des Monats in den TopTen gewesen sein.
In Plüdershausen hielt man das dann auch für einen guten
Scherz und ist in breites Gelächter ausgebrochen. Der
weltbeste Tischtennisspieler aller Zeiten in die
schwäbische Provinz, also wirklich. Erst als ihnen
energisch versichert wurde, dass das Angebot ernst gemeint
sei, war man überhaupt erst einmal, wohl mehr aus Neugier,
als aus echtem Interesse, bereit, sich an einen Tisch zu
setzen.
Plüdershausen Etat für die Bundesliga soll bei ca. 250000
Euro liegen und damit der kleinste der Liga sein. Wie soll
ein solcher Klub einen Star wie Waldner überhaupt bezahlen
können?
Dazu war ja nicht sicher, ob Waldner nach seiner schweren
Verletzung, die ihm bei EM und WM jeweils das Erstrundenaus
brachte, überhaupt in der Lage sei, in der Bundesliga vorne
positiv zu spielen.
Die drei "Macher" bei Plüdershausen waren baff, als sie
schließlich folgendes Angebot erhielten: Sie müssen nur
zahlen, wenn Waldner vorne gewinnt und nach 32 Einzeln eine
positive Bilanz aufweist.
Sie akzeptierten und das bedeutet: Gewönne Waldner kein
einziges Spiel, erhielte er von Plüdershausen nicht einen
Cent, gewinnt er alles, ist Plüdershausen wohl pleite.
Waldner fliegt zu den Spielen wie andere
Mannschaftskollegen auch über Stuttgart ein, übernachtet
beim sportlichen Leiter Ulrich Engele. Alles, um seinem
sportlichen Ehrgeiz, in recht betagtem Tischtennisalter,
noch einmal befriedigen zu können.
Dass dieser Mann, der bereits seit zwanzig Jahren nicht nur
an der Weltspitze zu finden ist, sondern auch viele
Entwicklungen im Tischtennis nicht nur überstanden sondern
maßgeblich beeinflußt hat, noch nicht zum alten Eisen
gehört, bewies er am vergangenen Freitag mit zwei Siegen
eindrucksvoll. Drücken wir die Daumen, dass er uns
wenigstens noch diese zwei Jahre erhalten bleibt!
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