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100 Jahre DJK Roden 1922 - 2022 Aus der Vereinschronik - 1922-1997 75 Jahre - Teil 1
Matthias Görg - ein DJK’ler der ersten Stunde
Wenn in Saarlouis von der DJK Roden gesprochen wird,
so denkt man zuerst an Matthias Görg, dessen Name
so mit der DJK verschweißt ist wie kein anderer.
Er war sieben Jahre alt, als die DJK Saarlouis-Roden
1922 gegründet wurde und er kann heute im Jahre
1997 voller Stolz auf das 75 jährige Geburtstagskind
DJK zurückschauen. Alle Höhen und Tiefen hat er in
dieser Zeitspanne auch mit der DJK erlebt. Matthias
Görg ist also mit der DJK mit Haut und Haaren verwurzelt.
Über Ihn gilt es in diesem Heft, wie bei keinem
anderen, ein paar Worte nicht nur über seine Biographie,
sondern auch seinen DJK-Werdegang und seine
Verdienste zu schreiben.
Matthias Görg hat bereits als Jugendlicher der DJK angehört,
das Aufblühen einer Fußball-, Handball-, Fecht-
‚ Faustball-, Schlagball- und Leichtathletikabteilung miterlebt und auch vor dem zweiten
Weltkrieg schon Führungsaufgaben übernommen. Er hat 1933 die Eingliederung
der DJK in die Deutsche Sportgemeinschaft, 1935 die Rückgliederung des Saargebietes
ins Deutsche Reich und das Verbot der DIK als religiöser Verein miterlebt.
Nach dem Abitur 1936 hat er 1940 das Lehrerexamen abgelegt. Geheiratet hat er
1944 während den Kriegswirren. Krieg und Gefangenschaft hat er am eigenen Leib
erfahren. Mit seiner Frau Maria zog er zwei Töchter und zwei Söhne groß. Nach dem
Krieg unterrichtete er von 1947 bis 1954 an den Schulen in Griesborn und Neuforweiler.
Von 1954 bis zu seiner Pensionierung 1980 war er Lehrer und Rektor an der
Römerbergschule in Roden. Für die Belange der Rodener Bevölkerung setzte er sich
von 1956 bis 1960 im Stadtrat von Saarlouis ein.
Er war auch im Dezember 1957 Motor bei der Wiedergründung der DJK Roden und
übernahm 1960 von Georg Engels den Vorsitz, den er bis 1988 bekleidete.
In diesen 28 Jahren als Vorsitzender hat er sicherlich eine Menge an sportlichen und
menschlichen Höhen und Tiefen miterleben können.
Unter seiner exzellenten Führung und einer im Kern konstanten Führungsmannschaft
konnten viele, viele Sporttitel errungen und unzählige, auch internationale Sportbegegnungen,
einschließlich Brasilien, abgewickelt werden.
Noch heute gehört Matthias Görg dem DJK-Vorstand als Beisitzer an und ist ein unentbehrlicher
Ratgeber.
Die gesamte DJK wünscht ihrem langjährigen 1. Vorsitzenden noch viele gesunde
Jahre voller Schaffenskraft in seiner DJK.
Aus der Vereinschronik
Der Name „Jugendkraft” ist gar nicht so neu. Bereits 1913 erschien die 1. Nummer
der Zeitschrift „Jugendkraft“, offizielles Organ für die „Turn-,‚Spiel- und Wanderabteilungen
der katholischen Jugendverbände” Deutschlands, Zeitschrift für willenstärkende
Leibesübungen und vernunftgemäße Gesundheitspflege: Auch vorher gab es
in den kath. Jugendverbänden schon Sport- und Spielabteilungen. Unter anderem
gab es in Düsseldorf die Spielgemeinschaft „Agon 08”, deren Mitbegründer der junge
Kaplan Carl Mosters war. Das so vielversprechende Spiel-, Turn-und Wanderwesen
in den kath. Jugendvereinen wurde durch den ersten Weltkrieg jäh unterbrochen.
Unsere Saarheimat ist nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg durch Inkrafttreten des
Versailler Vertrages am 10.01.1920 vom deutschen Reichsgebiet abgetrennt worden.
Eine Regierungskommission, die im Namen des Völkerbundes die treuhänderische
Verwaltung des „Saargebietes” bis zur Volksabstimmung 1935 zu führen hatte, löste
die französische Militärregierung ab. Wirtschafts-, Zoll-und Währungspolitik lagen in
Frankreichs Händen. Obwohl vom Deutschen Reichsgebiet abgetrennt, konnte sich
der Sportbetrieb in der Deutschen Jugendkraft frei entfalten. Die DJK-Vereine im „Saargebiet”
waren Mitglied beim Reichsverband der DJK.
Schnell war nach dem Krieg in den kath. Jugendvereinen der Sport-und Spielgedanken
wieder erwacht, und so kam es schon im September 1920 in Würzburg zur Gründung
eines Reichsverbandes der deutschen Jugendkraft. Als 1. Generalpräses wurde
Carl Mosters gewählt. In der Satzung waren Ziel und Aufgabe der DJK klar umrissen.
Der gesamte Spiel-und Sportbetrieb fand jedoch nur unter DJK-Mannschaften statt,
und jedem DJK-Verein stand ein geistlicher Beirat zur Seite. Der Startschuß war gegeben,
und bis in die kleinste Gemeinde zündete der Funke.
Schon 1921 hatten sich Mitglieder der Rodener kath. Jugend an einem Turnfest in
Fraulautern beteiligt. Fest steht, daß 1922 unter dem damaligen Kaplan Stein bereits
eine Fußballmannschaft Spiele gegen auswärtige DJK-Vereine austrug. Der Spielbetrieb
erweiterte sich. Schlagball, Faustball, Handball und Leichtathletik schlossen sich
bald an, wobei die Leichtathleten sich aus den Hand-und Fußballern rekrutierten. Der
bewegende Motor in dieser Zeit war unser Josef Krall, dem keine Zeit zuviel und auch
kein persönliches und finanzielles Opfer zu groß war, wenn es sich um die Verwirklichung
der Aufgaben in der DJK ging.
Am 30. August 1927 kam Alfons Brands nach Roden. Ein junger Theologe, durch sein
Studium in Innsbruck Tiroler Bergluft geschnuppert und von freiheitlichem Gedankengut
durchdrungen, brachte er als neuer geistlicher Beirat frischen Schwung in die
DJK. Nicht nur daß er fast zwei Meter groß war, seine Klampfe und sein Fahrrad machten
ihn schnell in Roden bekannt. Der Sportbetrieb in der DJK blühte auf. Es wurde
ein neuer Vorstand gebildet, in dem Josef Krall den 1. Vorsitz übernahm. Die Arbeit
wurde auf mehrere Schultern übertragen, und so versprach dieses neue Beginnen
eine gute Zukunft. Die Hand-und Fußballmannschaften erhielten guten Nachwuchs.
Eine selbständige Leichtathletikabteilung wurde aufgestellt, und bei den jüngsten
Sportlern wurden sogar Turnriegen gebildet. Während bei den Hand-und Fußballern
die Spielführer das Training selbst durchführten, übernahm Karl Müller die Turnrie-
gen und Georg Engels und Paul Albert trainierten die Leichtathleten.
Der Sportbetrieb in der DJK hatte sich im Jahre 1928 schon so erweitert, daß für die
vielen Mannschaften bereits Sportplatzmangel entstand. Kaplan Alfons Brands trug
dem Kirchenvorstand der Pfarrei Maria Himmelfahrt diese Not vor und erreichte, daß
die Kirchengemeinde die dem elsässsichen Fabrikanten Sütterlin gehörende 112,81
ar große Wiese „Auf der Lacht” käuflich erwarb. Innerhalb eines Jahres war die Wiese
in Eigenleistung in einen Rasenplatz verwandelt.

DJK und KJG 1929

Handball-Jugend 1928 mit dem "Langen" Matthias Görg in der Mitte.
Im Juni 1929 trat in der Rodener DJK ein Führungswechsel ein. Der nach Roden versetzte
Lehrer Victor Levacher übernahm die Leitung der DJK. Ihm zur Seite standen
Josef Krall, Jakob Schneiderlöchner, Ludwig Kopp, Karl Müller, Ewald Bies, Hans Lubjuhn
und Albert Schulgen. Bei der Vielzahl von Mannschaften mußte die DJK auch
ein Schiedsrichterkontingent stellen. Hans Franz, Karl Müller, Ewald Bies, Josef Krall
und Albert Schulgen waren diese Schiedsrichter.
Ein wichtiges Datum im Leben der DJK Roden ist der 11. August 1929. Der in mühseliger
Arbeit hergerichtete „Rasenplatz” Auf der Lacht wurde eingeweiht und seiner
Bestimmung übergeben. Anläßlich der Sportplatzeinweihung wurden dann auch in
Roden die jährlich stattfindenden „Reichsjugendwettkämpfe” durchgeführt. Nach
dem Gottesdienst zogen die DJK, die Kolpingsfamilie und die Abteilungen der kath.
Jugend mit Bannern und Wimpeln unter Fanfarenklängen, Märschen des Spielmannszuges
und Gitarrenspiel der kath. Jugend zum festlich hergerichteten Sportplatz
„Auf der Lacht“. Pastor Funk begrüßte die über 400 angetretenen Wettkämpfer
und die überaus zahlreichen Zuschauer und Gäste. Der Landrat des Kreises Saarlouis,
Herr Dr. Arweiler, richtete Worte der Ermahnung an die Sportler. Als Ausklang der
Sportplatzeinweihung führte die DJK Roden dann am 20.10.1929 im Vereinshaus einen
großen Werbeabend durch. Der Saal konnte die vielen Besucher gar nicht alle
fassen. In seiner Begrüßungsansprache dankte der 1. Vorsitzende Lehrer Levacher
den Eltern unserer Sportler für ihre Unterstützung bei unserer Jugendarbeit. Kaplan
Brands zeigte noch einmal Weg und Ziel der DJK auf. Körperertüchtigung würde von
der Kirche ebenso bejaht wie seelisch-geistige Formung. An diesem Abend trat die
Fechtabteilung der DJK Roden zum erstenmal öffentlich auf. Platzeinweihung und
Werbeabend brachten der DJK neuen Zuwachs, so daß Ende 1930 die DJK acht Handballmannschaften,
zwei Fußballmannschaften, eine Fechtriege, eine Turn- und eine
Leichtathletikabteilung zu verzeichnen hatte.
Ein wichtiges Anliegen unserer DJK war auch, einen Kontakt mit den reichsdeutschen
DJK-Vereinen aufzunehmen. Zum ersten Sportaustausch kam es 1928 mit den Handballern
der DJK Pfalzel. An Ostern war die DJK Pfalzel mit einer ersten Mannschaft
und einer Jugend-Mannschaft bei uns für zwei Tage zu Gast, während der Gegenbesuch
an Pfingsten in Pfalzel stattfand. Über Jahre hinaus fanden diese Begegnungen
teils in Roden teils in Pfalzel statt. Eine weitere Handballmannschaft nahm mit der
DJK Kenn eine Verbindung auf. Anfang September 1928 startete unsere 1. Jugend-
Handballmannschaft nach errungener Bezirksmeisterschaft zu einer Rheinfahrt, bei
der es zu sportlichen Begegnungen in Bad Kreuznach, Bingerbrück und Koblenz kam.
Ein weiteres sportliches Messen gab es dann zu Ostern und Pfingsten 1931 mit den
Mannschaften von Kürenz. Bei all diesen Treffen gab es einen regen Gedankenaustausch
über die Lebensverhältnisse bei uns und im Reichsgebiet.
Am 27.02.1933 wurde Kaplan Brands nach Ottweiler versetzt, und Kaplan Wilhelm
Kornelius übernahm die geistliche Betreung in der DJK. Am 30. Januar 1933 war die
Machtergreifung durch die NSDAP. Dieser Machtwechsel im Reichsgebiet hatte jedoch
keine politische Wirkung im damaligen Saargebiet. Dennoch spürte man den
Wechsel auch bei uns sehr, denn so mancher hatte die DJK verlassen. Der Sportbetrieb
lief aber wie bisher weiter. Am 20. August 1933 fand in Roden das „Gauoffene
Leichtathletiktreffen” der DJK statt, bei dem auch noch die Leichtathleten der DJK
„Vorwärts Trier” und „Pfalzel” starteten. Unsere Fechtabteilung führte am gleichen Tag,
anläßlich des Leichtathletiktreffens in Roden ein Turnier gegen die DJK Viernheim/
Hessen durch. Für das Jahr 1934 wären nur noch zwei Begegnungen zu erwähnen.
An Pfingsten hatten wir in Roden Gäste aus Hamm in Westfalen. Diese sportliche
Begegnung war in erster Linie ein Bekenntnis der Verbundenheit mit unseren
Sportlern im Deutschen Reich. Unser Gegenbesuch in Hamm am 31. August war mehr
eine vaterländische als eine sportliche Angelegenheit. Daß Hamm uns zu Ehren einen
„Deutschen Abend” veranstaltete, muß selbstverständlich erwähnt werden. Das
letzte größere sportliche Ereignis war das Leichtathletik-Kreistreffen der DJK am
15.07.1934 auf Choisy. Höhepunkt im Jahr 1934 war die Großkundgebung der kath.
Jugend am 29.07. im Stadion in Saarbrücken. Die Banner der DJK, des Kolpingsvereins,
der kath. Jugend und der St. Georgs Pfadfinder zogen der Rodener Schar voran.
In Anwesenheit der Bischöfe von Trier und Speyer legten tausende von jungen Saarländer
ein Treuebekenntnis zur Kirche und zum deutschen Volk ab.
Am 04. Juni 1934 legte der Völkerbund den 13. Januar 1935 als Tag der Volksabstimmung
fest. Unter:internationaler Bewachung - britische, niederländische, schwedische
und italienische Truppen in Stärke von 3.500 Mann rücken ein - wird am 13.
Januar 1935 abgestimmt. 90,76 % der abgegebenen gültigen Stimmen waren für die
Rückkehr des Saargebietes zum deutschen Reich. Am 18. Januar beschließt der Völkerbund
die Vereinigung des gesamten Saargebietes mit dem Deutschen Reich mit
Wirkung ab 1. März 1935.
Die Tage der Deutschen Jugendkraft sind gezählt. Viele Sportler hatten schon aus erklärlichen
Gründen die DJK verlassen. Am 30. Juni 1935 erließ der Gauleiter Josef Bürkel
die Verordnung „Betr. Konfessionelle Jugendverbände”. Der Sport in der DJK wurde
verboten, sowie das Tragen von Abzeichen und das Mitführen von Bannern. Durch
dieses Verbot mußte die unermüdliche Auf-und Ausbauarbeit in der DJK aufgegeben
werden. Alle Mühen, finanziellen und materiellen Opfer waren dennoch nicht umsonst.
Junge Menschen hatten in der DJK nicht nur sportliche Ertüchtigung sondern
auch eine geistige und religiöse Heimat gefunden. Sie hatten in der DJK gelernt, daß
Kameradschaft und Treue Bestandteile ihres Zusammenlebens waren.
Nachkriegszeit 1945 - 1957
Da in der NS-Zeit zu viel vormilitärischer und paramilitärischer Sport betrieben worden
ist, erließ der alliierte Kontrollrat in Deutschland am 17. Dezember 1945 die Direktive
Nr. 23, wonach alle sportlichen Organisationen bis zum 01. Januar 1946 aufzulösen
waren. Die Neugründung eines Vereins bedurfte der Genehmigung der örtlichen
alliierten Besatzungsbehörde. Als Ziele hatten zu gelten „die körperliche Jugenderziehung
in Bezug auf Gesundheit, Hygiene und der Erholung.
Unabhängig von der Meinung der ehemaligen DJK-Präsides bildeten sich wieder ehemalige
DJK-Vereine neu. Hier drängte sich die Frage auf, warum man in der Kirche
nach dem Krieg die bewährten Verbände nicht wiederbeleben sollte. Prälat Wolker
machte sich stark und schließt die „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Jugendkraft”, die
am 04./05. Oktober 1947 in Düsseldorf gegründet wurde, im Sport- und Spielbetrieb
den Fachverbänden des Deutschen Sportbundes an. Die Weichen für die Entfaltung
der DJK waren gestellt. Allerdings nicht an der Saar.
Nach Bildung einer französischen Besatzungszone an der Saar am 10. Juli 1945 lösten
französische Einheiten die US-Streitkräfte ab. Am 22. Dezember 1946 wurden
die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich geschlossen, am 05. Oktober 1947
finden die Wahlen für die Verfassungsgebende Versammlung des Saarlandes statt.
Auf Grund des Wahlergebnisses trat am 17. Dezember 1947 die Verfassung in Kraft.
Dem Sport im Saarland sind nun die Tore geöffnet. Es wurden der Saarl. Fußballbund,
Handballbund, Tischtennisbund usw. gegründet. Nur eine Saarländische „Deutsche
Jugendkraft” konnte nicht gegründet werden, denn sie paßte nicht in das Programm
der christlichen Regierung an der Saar. So blieb also das von den Nationalsozialisten
ausgesprochene Verbot weiterbestehen. Bedauerlich war nur, daß sich fast der gesamte
Saarklerus in keiner Weise für die Neugründung von DJK-Vereinen stark machte.
Eine Haltung, die von vielen Jugendkraftlern an der Saar nicht verstanden wurde.
Am 29. Februar 1952 übermittelte die deutsche Bundesregierung dem Europarat ein
Memorandum, das auf die Verletzung der Menschenrechte und Grundfreiheiten im
Saarland aufmerksam machte. Es blieb aber immer noch beim Verbot der DJK, und
man mußte sich auf eine spätere Zeit vertrösten.
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